Regensburg

Tafel

In Gesprächen mit der Diözese REGENSBURG und dem Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern sowie der Israelitischen Kultusgemeinde Regensburg wurde Einvernehmen darüber erzielt, dass neben dem Südeingang des Regensburger Doms eine erläuternde Hinweistafel zur Skulpturengruppe der sog. "Judensau" angebracht werden soll:

Der Text soll dabei wie folgt lauten:
"Am Pfeiler rechts vom Südwesteingang, der zum mittelalterlichen Judenghetto wies, befindet sich die Spottfigur der sog. "Judensau". Dargestellt wird ein Schwein, an dessen Zitzen sich Juden zu schaffen machen. Die Skulptur als steinernes Zeugnis einer vergangenen Epoche muss im Zusammenhang mit ihrer Zeit gesehen werden. Sie ist in ihrem antijüdischen Aussagegehalt für den heutigen Betrachter befremdlich. Das Verhältnis von Christentum und Judentum in unseren Tagen zeichnet sich durch Toleranz und gegenseitige Achtung aus."

Die Regierung der Oberpfalz wurde mittlerweile beauftragt, die Anbringung der Tafel zu veranlassen. (Der Text stammt offenbar vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus).




Tafel-Kritik

Institut für Kunst und Forschung,     29.03.05

VerharmlosTafel
zur „Judensau“ am Regensburger Dom

Morgen, am 30. März 2005 um 11.00 wird in Regensburg eine Tafel zur judenfeindlichen Hetzskulptur am Regensburger Dom der Öffentlichkeit vorgestellt.

Wir hatten bereits vor zwei Jahren und erneut im Januar 2004 die zuständigen Stellen aufgefordert, eine Tafel dort anzubringen mit einer unmissverständlichen Distanzierung vom gehässigen Ungeist der Sau-Skulptur sowie mit klaren Worten zum Bekenntnis der Verantwortung, des Bedauerns, gegen Antisemitismus und zur Verpflichtung zu Akzeptanz und Wahrung der Menschenwürde.

Wir hatten unsere Unterstützung dabei angeboten. Sie wurde nicht beansprucht.

Der Text, der nach so langer Zeit in Bayrischen Behörden entstanden ist und nun im Auftrag des Bayerischen Kultusministeriums und der Regierung der Oberpfalz am Regensburger Dom angebracht werden soll, lässt alles vermissen, was notwendig wäre.

Dieser Text verharmlost den Jahrhunderte währenden und geschürten Hass christlicher Kirchen gegen Juden. Mit nichtssagenden Formulierungen wird über Raub, Vertreibung und Mord hinweggeredet: da heißt es dann „steinernes Zeugnis einer vergangenen Epoche“ und „Zusammenhang mit ihrer Zeit“, statt Unrecht, Mord, Schuld und Pogrome beim Namen zu nennen.

Es fehlt jede Form von Bedauern und ausdrücklicher Distanzierung.

Und es fehlt jeder Hinweis darauf, dass man sich heute aktiv einsetzen will gegen jede Ausgrenzung, gegen Antisemitismus, gegen Entwürdigung und Gewalt gegen Juden.

Dies wäre aber ein notwendiges Zeichen der christlichen Kirchen, der Politik und des Staates in die Gesellschaft hinein – gegen einen aufkeimenden Antisemitismus, nicht nur bei den Rechtsextremisten.

Stattdessen werden beschönigend „Toleranz und gegenseitige Achtung“ festgestellt. Es kann nicht darum gehen, jemanden nur zu ertragen (tolerare). Die „Judensau“-Skulpturen sind Ausdruck einer durchaus einseitigen Erniedrigung und Gewalttätigkeit und es besteht die Notwendigkeit einer ebenso einseitigen Erklärung gegen Hass und Antisemitismus.

Wir fordern eine Änderung des Textes, eine zweisprachige Tafel (deutsch und englisch) und entsprechende Texte in den Broschüren und Druckwerken zum Dom.

Wolfram P. Kastner        Günter Wangerin




Tafel-Vorschlag vom Institut für Kunst und Forschung


Hier am Regensburger Dom wurde im 14. Jahrhundert

eine Hohnskulptur, eine sog. „Judensau“ angebracht.

Dargestellt wird ein Schwein, an dessen Zitzen Juden saugen.

Damit wurden Juden von Christen auf obszöne Weise herabgewürdigt und als unrein geltenden Tieren gleich gesetzt.

Der im Christentum Jahrhunderte lang verbreitete und geschürte Hass gegen Juden führte zu Vertreibungen, Raub, Pogromen und schließlich zum Mord an den europäischen Juden durch die Nazis.

Diese Schuld ist unauslöschlich.

Wir werden stets darauf achten, dass die Würde und die Rechte aller Menschen gewahrt werden.

Wir werden uns allen Anfängen von Ausgrenzung, Entwürdigung oder Antisemitismus in diesem Land entgegenstellen.

Die Katholiken Regensburgs und die Bayerische Staatsregierung, 2005