Köln

Aktion 2002

Mit zwei am Körper getragenen Tafeln und Handzetteln machte ich am 20. Juni 2002 vor dem Kölner Dom Besucher und Passanten auf das antijüdische Hohnbild im Kölner Dom aufmerksam. Ich sprach mit etwa 120 überwiegend jungen Menschen, die entsetzt und empört waren und sich für eine Kommentierung oder Entfernung dieses Schandmals der Kirche aussprachen. Die Dombaumeisterin Prof. Schock-Werner hingegen ließ den Dom zusperren und bezeichnete diese Diskussion als "geschmacklos". In dem Hohnbild erkannte sie nur ein "wertvolles Kunstwerk", das sie ebenso wenig geschmacklos fand wie den Begriff. Weder der Dompropst, noch Kardinal Meisner oder Kardinal Lehmann hatten etwas dazu zu sagen.

Beide christlichen Kirchen sind aufgefordert, sich unmissverständlich von der eigenen antijüdischen Geschichte zu distanzieren, sie zu bedauern und heute deutliche Worte gegen den wieder aufkeimenden Antisemitismus zu finden. Ein Denkzeichen in diesem Sinne ist sowohl am Kölner Dom wie in den anderen 25 "Sau"-Orten notwendig.

Wolfram P. Kastner

W. Kastner vor dem Dom zu Köln


Aktion von Wolfram Kastner vor dem Kölner Dom

W. Kastner vor dem Dom zu Köln

W. Kastner vor dem Dom zu Köln

W. Kastner vor dem Dom zu Köln

W. Kastner vor dem Dom zu Köln


Faltblatt vom Institut für Kunst und Forschung

Christliche Sauerei

Im Kölner Dom befindet sich eine der 25 antijüdischen Spottskulpturen, die heute an deutschen Domen und öffentlichen Gebäuden erhalten sind und die in der christlich geprägten Sprache des Volksmundes ebenso wie in der Fachsprache der Kunstgeschichte als "Judensau" bezeichnet werden. Es sind Dokumente der menschenverachtenden, diffamierenden und gewalttätigen Geschichte des Christentums und Zeugen einer furchtbaren antisemitischen Tradition in Deutschland, die im Mord an Millionen europäischen Juden kulminierte. Das christliche Schmähwort "Judensau", das an sich schon ehrverletzend ist, wurde zu einem stehenden Begriff, den die deutschen Antisemiten und Nazis übernahmen.

Diese Symbole des mörderischen deutschen Antisemitismus, der leider in Teilen heute noch existiert, sind noch immer - bis auf eine Ausnahme unkommentiert - öffentlich zu sehen. Nur in Wittenberg wurde eine Tafel am Boden hinzugefügt, die eine - wenngleich etwas schwache - Distanzierung vom niederträchtigen Geist dieser Skulptur enthält. In anderen Städten gelang dies trotz gleicher Bestrebungen einzelner Personen nicht.

In wenigen Städten wurden in früheren Phasen der Liberalisierung solche Skulpturen entfernt (z.B. in Salzburg), weil man sich von dem inhumanen christlich-fundamentalistischen Geist distanzierte. In jüngster Zeit wurde sowohl die Entfernung als auch die öffentlich sichtbare Distanzierung abgelehnt mit der Begründung, es handele sich dabei um ein Kulturgut, das man nicht zerstören dürfe, ohne einen Bildersturm wie islamische Fundamentalisten zu betreiben.

Grotesk ist diese Begründung in zweierlei Hinsicht: Erstens handelt es sich ja gerade um Symbole eines christlichen Fundamentalismus, der die Zerstörung von Kultur und Menschen propagierte und - auch in Köln - bei Pogromen wiederholt ausführte. Ob solche Zeichen der Verachtung und Ausgrenzung unbedingt als erhaltenswerte Kulturgüter zu bewerten sind, darüber ließe sich zumindest trefflich diskutieren. Außerdem bleiben keineswegs alle "Kulturgüter" an ihrem ursprünglichen Platz erhalten, wofür es viele begründete Beispiele gibt.

Es bestehen also Anlass und Beispiele, die es nahe legen, die Kölner Domsau von ihrem öffentlichen Ort zu entfernen, sie in eine Dokumentationsstätte der Kriminalgeschichte des Christentums zu integrieren und an ihrem ehemaligen Standort gut sichtbar eine Beschreibung, Kommentare und Zeichen der heutigen Reflektion zu installieren.

Wir schlagen vor, ein solches Museum auf dem Kölner Domplatz zu errichten.

Solange dieses Diffamierungs- und Ausgrenzungssymbol noch an seiner bisherigen Stelle bleibt, sollte dort aber zumindest ein deutlicher Kommentar gut sichtbar angebracht werden.

Wir wollen die Diskussion darüber gerne öffentlich führen und betrachten das als einen notwendigen Wahrnehmungsprozess - ganz im Sinne von Paul Klee, der schrieb, Kunst mache etwas sichtbar, was man sonst nicht sieht.

Wir nehmen an, dass dies auch den Intentionen der Kölner Katholischen Gemeinden entspricht und bitten Sie um Ihre Stellungnahme dazu.

 

Wolfram P. Kastner Carl Blauhorn

Presse-Ankündigung der Aktion 2022

Institut für Kunst und Forschung


M E D I E N   I N F O R M A T I O N

für Bildberichterstatter besonders geeignet!

JudenSau - im Kölner Dom

eine ästhetische Intervention des Künstlers Wolfram P. Kastner
am 20. Juni 2002 um 11.00 Uhr
vor dem Haupteingang des Kölner Doms.

Wolfram P. Kastner wird mit zwei am Körper getragenen Tafeln und handouts vor dem Kölner Dom Besucher und Passanten auf das ehrverletzende antijüdische Hohnbild im Kölner Dom (am Chorgestühl aus dem 14. Jhdt) aufmerksam machen und mit ihnen diskutieren, wie man diese "christliche Sauerei", die ein unmittelbarer Wegbereiter des mörderischen deutschen Antisemitismus ist, behandeln sollte.

Der Künstler schlug dem Dompropst und dem Dompfarrer schriftlich vor, dieses Schandbild zu entfernen und in einem künftigen Dokumentationszentrum christlicher Kriminalität und Gewalt auf dem Kölner Domplatz auszustellen. Dort und im Dom soll ein deutlicher, die Geschichte erklärender und sich distanzierender, Kommentar angebracht werden.

(Eine beantragte Drehgenehmigung im Dom zu diesem Thema wurde ohne Angabe von Gründen verweigert).

Die Aktion steht im Zusammenhang mit einer Tagung der Melanchthon-Akademie/Köln "Gewalt im Kopf - Tod im Topf", am 21. Juni 2003, bei der Wolfram P. Kastner ein Kunstgespräch zum Thema "Christliche Sauereien" führen wird.

Hintergrund zur Presse-Ankündigung

Im Kölner Dom befindet sich am Chorgestühl eine der 25 antijüdischen Spottskulpturen, die heute an deutschen Domen und öffentlichen Gebäuden erhalten sind und die in der christlich geprägten Sprache des Volksmundes ebenso wie in der Fachsprache der Kunstgeschichte als "Judensau" bezeichnet werden. Es sind Dokumente der menschenverachtenden, diffamierenden und gewalttätigen Geschichte des Christentums und Zeugen einer furchtbaren antisemitischen Tradition in Deutschland, die im Mord an Millionen europäischen Juden kulminierte. Das christliche Schmähwort "Judensau", das an sich schon ehrverletzend ist, wurde zu einem stehenden Begriff, den die deutschen Antisemiten und Nazis übernahmen.

Diese Symbole des mörderischen deutschen Antisemitismus, der leider in Teilen heute noch existiert, sind noch immer - bis auf eine Ausnahme unkommentiert - öffentlich zu sehen. Nur in Wittenberg wurde eine Tafel am Boden hinzugefügt, die eine - wenngleich etwas schwache - Distanzierung vom niederträchtigen Geist dieser Skulptur enthält. In anderen Städten gelang dies trotz gleicher Bestrebungen einzelner Personen nicht.

In wenigen Städten wurden in früheren Phasen der Liberalisierung solche Skulpturen entfernt (z.B. in Salzburg), weil man sich von dem inhumanen christlich-fundamentalistischen Geist distanzierte. In jüngster Zeit wurde sowohl die Entfernung als auch die öffentlich sichtbare Distanzierung abgelehnt mit der Begründung, es handele sich dabei um ein Kulturgut, das man nicht zerstören dürfe, ohne einen Bildersturm wie islamische Fundamentalisten zu betreiben.

Grotesk ist diese Begründung in zweierlei Hinsicht: Erstens handelt es sich ja gerade um Symbole eines christlichen Fundamentalismus, der die Zerstörung von Kultur und Menschen propagierte und - auch in Köln - bei Pogromen wiederholt ausführte. Ob solche Zeichen der Verachtung und Ausgrenzung unbedingt als erhaltenswerte Kulturgüter zu bewerten sind, darüber ließe sich zumindest trefflich diskutieren. Außerdem bleiben keineswegs alle "Kulturgüter" an ihrem ursprünglichen Platz erhalten, wofür es viele begründete Beispiele gibt.

Es bestehen also Anlass und Beispiele, die es nahe legen, die Kölner Domsau von ihrem öffentlichen Ort zu entfernen, sie in eine Dokumentationsstätte der Kriminalgeschichte des Christentums zu integrieren und an ihrem ehemaligen Standort gut sichtbar eine Beschreibung, Kommentare und Zeichen der heutigen Reflektion zu installieren.

Wir schlagen vor, ein solches Museum auf dem Kölner Domplatz zu errichten.

Solange dieses Diffamierungs- und Ausgrenzungssymbol noch an seiner bisherigen Stelle bleibt, sollte dort aber zumindest ein deutlicher Kommentar gut sichtbar angebracht werden.

Wir wollen die Diskussion darüber gerne öffentlich führen und betrachten das als einen notwendigen Wahrnehmungsprozess - ganz im Sinne von Paul Klee, der schrieb, Kunst mache etwas sichtbar, was man sonst nicht sieht.

Wir nehmen an, dass dies auch den Intentionen der Kölner Katholischen Gemeinden entspricht und bitten Sie um Ihre Stellungnahme dazu.

Wolfram P. Kastner         Carl Blauhorn