Aktion 2005: Protokoll

Institut für Kunst
und Forschung


KunstAktion zur “Judensau” im Kölner Dom (Protokoll)

ALLE CHRISTEN LÜGEN

Am Freitag, den 18. November 2005 um 11.00 Uhr befestigten Wolfram P. Kastner und Günter Wangerin vor dem Kölner Dom mit langen Nägeln und schweren Hämmern eine große Bodentafel mit einem Kreuz und dem Text: „ALLE CHRISTEN LÜGEN“ in großen eingravierten Buchstaben. Erst aus der Nähe sind die Texte in kleinerer Schrift zu lesen:

„Wie fänden Sie es, wenn in Köln eine Tafel angebracht würde mit dem Text: ....“

Unten auf der Tafel ist zu lesen:
„Im Kölner Dom befindet sich ein obszönes judenfeindliches Hetzbild ohne Kommentar – auch noch nach dem Papstbesuch 2005.“

Mitglieder des Jugendclub Courage verteilen Informationsblätter zu dem im Dom befindlichen judenfeindlichen Hetzbild, der sog. „Judensau“-Schnitzerei aus Eiche im Chorgestühl des Domes.

Die beiden Künstler sprechen Passanten an und fragen sie nach ihrer Meinung und sie appellieren an die Kölner Katholiken, an ihren Kardinal und an Papst Benedikt XVI, sich endlich öffentlich und mit einem unmissverständlichen Text von dem hetzerischen Gehalt des Saureliefs zu distanzieren. Dies soll – ebenso wie in Lemgo, Wittenberg, Regensburg – mit einer öffentlich sichtbaren Tafel geschehen.

Der Vorschlag von 2002, in unmittelbarer Nähe des Schandmals eine Tafel mit deutlich distanzierendem Inhalt anzubringen, wurde von den Kirchenoberen kategorisch abgelehnt. Für die Dombaumeisterin Prof. Dr. Barbara Schock-Werner ist die Skulptur ein überaus "wertvolles Kunstwerk, das insgesamt zu schützen ... ist“. Der Dom sei "Kirche und nicht Museum, Beschriftungen der Objekte“ wolle man daher nicht. Gehört der Hass gegen Juden in die Kirche?

Außen am Chor des Doms befinden sich mehrere Hakenkreuze aus der Zeit zwischen 1933 und 45, angebracht von der Dombauhütte - auch ein überaus wertvolles Kunstwerk, das insgesamt zu schützen ist?

Am 19 August 2005 sagte Papst Benedikt XVI. in der Kölner Synagoge wörtlich:

"Die jüdische Gemeinde von Köln darf sich in dieser Stadt wirklich zu Hause fühlen."

Kann sie das?

Angeblich befindet sich im Schnüttgen-Museum eine weitere "Judensau"-Skulptur aus der Kölner St. Severin-Kirche. Die Direktorin ist verreist und so weiß niemand bescheid. Ausgestellt ist das Ding offenbar nicht – auch nicht im Katalog verzeichnet und beschrieben.

Die Aktion dauert ca. 1 Stunde. Um 15.00 Uhr liegt die Platte immer noch vor dem Dom. Immer wieder bleiben Passanten stehen, lesen, bücken sich nach den Informationsblättern, die unter die Platte geklemmt sind, lesen weiter ...